VKh.NRW wird VKh.RZV – und nun?
RZV hat das erfolgreiche Pilotprojekt „Virtuelles Krankenhaus NRW“ (VKh.NRW) übernommen und führt dieses unter dem eigenen Dach weiter. Nadja Pecquet, Leitung Virtuelles Krankenhaus bei RZV berichtet über die Ziele, das VKh.RZV weiter auszubauen. Mehr dazu im Interview.

Interview mit Nadja Pecquet, Leitung Virtuelles Krankenhaus RZV
Hintergrund: Das Pilotprojekt „Virtuelles Krankenhaus NRW“ (VKh.NRW) ist zum Jahresende 2024 ausgelaufen. Mit dem Ziel, die in NRW gelebten und bewährten telemedizinischen Strukturen für Telekonsile und Fallkonferenzen weiter zu betreuen und zu erweitern, aber auch auf andere Bundesländer auszuweiten, ist RZV angetreten und hat das Projekt übernommen. Wir sprachen mit Nadja Pecquet, ehemalige Geschäftsführerin der Virtuelles Krankenhaus NRW gGmbH und heute Verantwortliche für das Virtuelle Krankenhaus bei RZV. (Das Interview führte Juliane Dannert, freie Journalistin.)
Frau Pecquet, wie kam es zur Übernahme des Projekts „Virtuelles Krankenhaus NRW“ durch RZV?
RZV war von Beginn an Technologiepartner des Virtuellen Krankenhauses NRW und hat in dieser Rolle das Herzstück die elektronische Fallakte, genannt RZV-EFA, bereitgestellt. Mit Ende der Pilotphase haben wir eine Lösung gesucht, um das Know-how und das bestehende Team zu erhalten. Da RZV sich mit dem Geschäftsbereich eHealth schon länger für eine vernetze Versorgung engagiert, war es naheliegend, dass RZV das Projekt übernimmt. Die Übernahme gibt uns die Möglichkeit, den Betrieb der Plattform quasi nahtlos weiterzuführen und die enge Betreuung der teilnehmenden Leistungserbringer, die nun oberste Priorität hat, zu gewährleisten. Wir wollen schließlich weiterführen, was schon heute einen Nutzen stiftet und die Versorgung verbessert. Zu viele Pilotprojekte scheitern beim Übergang in die Regelversorgung.
Welche Konsequenzen hat dieser Schritt für die Teilnehmer am Virtuellen Krankenhaus NRW?
Einerseits hat die Übernahme vertragsrechtliche Konsequenzen. Die Kunden können die Services nahtlos weiter nutzen, allerdings fallen jetzt Kosten dafür an. Die teilnehmenden Krankenhäuser wurden informiert, dass das Pilotprojekt und damit die Finanzierung durch das Land NRW mit Januar 2025 ausläuft. Sie verhandeln deshalb mit uns, also RZV, nun die Verträge für die weitere Zusammenarbeit. Auf der anderen Seite bring der Wechsel zu RZV eine größere Flexibilität. Beispielsweise können wir unsere Leistungen nun auch über die Landesgrenzen von NRW hinaus anbieten und die Indikationsbereiche und Anwendungsszenarios erweitern. Das heißt die großen Partner der Pilotphase, wie die Unikliniken Aachen und Münster, die auch außerhalb von NRW aktiv sind, könnten jetzt auch mit Leistungserbringern aus andern Bundesländern oder den Niederlanden telekonsiliarisch zusammenarbeiten. Auch fachlich-inhaltlich haben wir bei RZV den Vorteil, uns komplett frei auf das einzulassen, was der Markt fordert. Im Rahmen des Pilotprojektes waren wir auf bestimmte Use Cases beschränkt. Heute ist es egal wozu sich Expertinnen und Experten austauschen wollen, sie können es mit unserer Technologie tun, flankiert von einer engen Betreuung durch unsere Team. Damit die Kunden dabei möglichst flexibel sind und wir schnell auf ihre Bedürfnisse eingehen können, haben wir die Nutzeroberfläche bereits so entwickelt, dass neue medizinische Fragenstellungen möglichst einfach abgebildet werden können.

„Wir wollen schließlich weiterführen, was schon heute einen Nutzen stiftet und die Versorgung verbessert. Zu viele Pilotprojekte scheitern beim Übergang in die Regelversorgung.“
Nadja Pecquet, Leitung Virtuelles Krankenhaus RZV
Wie möchte RZV vernetzte Versorgung weiterentwickeln?
Unsere Vision ist es, ein vernetztes telemedizinisches Ökosystem zu schaffen, in dem sektoren- und professionsübergreifend diagnostische und therapeutische Expertise gleichermaßen verteilt und verbunden wird. Damit optimieren wir die wohnortnahe Gesundheitsversorgung für die Menschen. Unsere Strategie umfasst zunächst den Ausbau der Plattform für Telekonsile und verteilte Fallkonferenzen und im nächsten Schritt die Integration weiterer medizinischer Anwendungen. Ziel ist, aus der Plattform ein bundesweit genutztes, interdisziplinäres Netzwerk zu entwickeln, das Lösungen für Fachkräftemangel und strukturelle Herausforderungen bietet und dazu beiträgt eine qualitativ hochwertige Versorgung auch künftig zu gewährleisten und zu verbessern.
Das Team des Virtuellen Krankenhauses RZV arbeitet daran, deutschlandweit, individuelle Kommunikationsszenarien aufzubauen und Kundenwünsche zu erfüllen.
Von links nach rechts: Sarah Ostrycharczyk, Christian Frohn und Nadja Pecquet
Was ist der Nutzen des Virtuellen Krankenhauses RZV für die Gesundheitsversorgung?
Mit dem Virtuellen Krankenhaus verbessern wir die Kooperation, die Kommunikation und den Wissensaustausch im Gesundheitswesen. Dadurch werden Behandlungsprozesse optimiert und Patientinnen und Patienten erhalten in vielen Fällen schneller eine Diagnose oder Therapie, zum Beispiel bei seltenen Erkrankungen, intensivmedizinisch betreuten Patienten oder der Betreuung chronisch Kranker. Wir kommen immer mehr in die Situation, egal ob durch die Krankenhausstrukturreform oder wirtschaftliche Effekte, dass uns ärztliche Spezialexpertise vor Ort fehlt. Deshalb wird Vernetzung immer wichtiger. Und hier leisten wir mit dem RZV.VKh, strukturelle Unterstützung ohne erst Strukturen entwickeln zu müssen.
Wovon profitieren Leistungserbringer, wenn sie sich mit anderen vernetzen?
Vernetzung ermöglicht es Krankenhäusern, aber auch Praxen, sich besser zu positionieren. Sie können Expertise zeigen, Patientinnen, Patienten und Mitarbeitende gewinnen und sichern damit gegebenenfalls den Fortbestand ihrer Einrichtung. Durch spezialisierte Kooperationen mit zum Beispiel Universitätskliniken, können sich Einrichtungen – auch in strukturschwachen Regionen – als attraktive Arbeitgeber positionieren. Digital gestützte Kooperationen können künftig auch im Rahmen der ärztlichen und pflegerischen Fort- und Weiterbildung eine Rolle spielen.
Gibt es bereits Leistungserbringer, die über den Piloten hinaus weitermachen wollen?
Ja, insbesondere die bisher am VKh.NRW beteiligten Universitätskliniken zeigen sich weiterhin interessiert, auch über die bisher durchgeführten Telekonsile hinaus. Entsprechend verhandeln wir mit den Einrichtungen über die Zusammenarbeit und die Erweiterung um neue Use Cases. Zudem gibt es bereits mehrere Absichtserklärungen von onkologischen Zentren, für die wir ein virtuelles Tumorboard aufgebaut haben. Hier gehen wir zeitnah von ersten Vertragsabschlüssen aus. Besonders freut mich, dass auch erste Kostenträger auf uns zugekommen sind, um mit dem Virtuelle Krankenhaus beispielsweise Qualitätsverträge umzusetzen.
Zum Abschluss: Was sind Ihre persönliche Ziele für das Jahr 2025 für das Virtuelle Krankenhaus?
Ich möchte, dass wir mit unserem Angebot dazu beitragen, Versorgung für alle auch weiterhin zur Verfügung steht und zwar in gleichbleibend hoher Qualität. Deshalb ist es mein Ziel, dass jede und jeder, der zu unserer Gesundheitsversorgung beiträgt mit Kolleginnen und Kollegen auch außerhalb der eigenen Einrichtung in geeigneter Weise in Kontakt treten kann. Für das erste Jahr liegt mein Fokus deswegen auf der Integration neuer Anwendungsfälle und einer bundesweiten Verankerung des Virtuellen Krankenhauses
Virtuelles Krankenhaus im Podcats
eHealth-Podcast Folge #174 – Virtuelles Krankenhaus (Update)
Podcast „Das Krankenhaus der Zukunft“ – Wie funktioniert ein virtuelles Krankenhaus?


